Wussten Sie schon, dass der Schwarzwald auf den Resten eines über 5.000 Meter hohen Gebirges steht und dass diese Reste heute noch zu sehen sind? Wussten Sie schon, dass dank einer Rebe aus Amerika und dem Erfindergeist unserer Winzer der Weinbau in der Region überhaupt überleben konnte? Und wussten Sie schon, dass unsere heimischen Nadelbäume wahre Wellness-Wunder sind? Nein? ... dann begleiten sie uns in die unbekannte Welt des nördlichen- und mittleren Schwarzwalds.
Auf einer Streuobstwiese zeigte Sie den Teilnehmern ein wahres Kleinod, auf dieser naturbelassenen Magerwiese hat sich die Traubenhyazinthe (lat.: Muscari) weit ausgebreitet und bildet einen richtigen blauen Blütenteppich. Ähnlich wie bei der Krokusblüte in Bad Teinach-Zavelstein ist davon auszugehen, dass eine mitgebrachte Blumenzwiebel gepflanzt wurde und sich hier, über die Jahre, ausgewildert und verbreitet hat. Es fiel allen schwer den Blick von diesem Meer an Traubenhyazinthen zu lassen, wenn man aber genauer hinsah, konnte man schon etliche andere Pflanzen ausmachen, so z.B. Wiesensalbei, Skabiose, Wegeriche, Veilchen, Schlüsselblumen, Esparsette, Schafgarbe, Sauerampfer… Eine wunderbar vielfältige Magerwiese, die Lebensraum, also Biotop, für eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und Säugetieren ist.
Die Strukturvielfalt auf dieser Biotop-Verbund Runde erlebten die Teilnehmer bei nahezu jedem Schritt. Gestartet im Wald, durch Streuobstwiesen gesäumt von Hecken, Sträuchern und einzelnen Baumgruppen bergab ins Funkental mit einem sprudelnden Quellbächlein ging es dann bergauf durch von Schafen beweideten Wiesen bis zum Augenblick von Holzbronn, der wiederum inmitten von bewirtschafteten Feldern liegt. Strukturvielfalt pur. Ebene Flächen mit kurzem Bewuchs, daneben dichte Hecken als ideale Verstecke, abwechselnd mit Streuobstwiesen, die Ansitz- und Singwarten sowie Nisthöhlen bieten und immer wieder abwechselnd mit Wald, Waldrand und Steinriegeln. Hier findet nahezu jedes Tier ein ideales Plätzchen zum wohnen, jagen und den Nachwuchs großziehen.
Aber selbst diese idyllische Landschaft wird durch eine Ortsverbindungsstraße (zwischen Wildberg-Gültlingen und Calw-Holzbronn) geteilt. Melanie Mässelhäuser erläuterte, dass dies im Fachjargon „Landschaftszerschneidung“ heißt. Diese Zerschneidung erfolgt durch Straßen, durch Bahnlinien, Infrastrukturleitungen aber auch durch Ortschaften und Städte. Auch riesige Felder und Monokulturen können ein unüberwindbares Hindernis für Tiere und Pflanzen darstellen. Die bekanntesten Gegenmaßnahmen sind Grünbrücken als Wildwechselkorridore, Krötentunnel und Blühstreifen. Sie führte weiter aus, dass es größere Gebiete mit nur minimaler Zerschneidung bei uns fast nur noch im Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und im Schönbuch gibt, die ja eh größtenteils schon unter Schutz stehen. Es gilt jetzt die Trittsteine zwischen den Großgebieten herzustellen um Populationsaustausch möglich zu machen, neue Lebensräume erobern zu können und die Vielfalt zu erhalten.
Schwarzwald-Guide Melanie Mässelhäuser zieht das Fazit: „Natur kennt keine Grenzen!“.
Jeder kann bei sich, im kleinen, etwas dafür tun, dass die Strukturvielfalt gefördert wird und ein Biotopverbund, also ein vernetzen der Lebensräume möglich wird. Man kann im Garten auch mal eine Ecke in Ruhe lassen, die Streuobstwiese in drei Teilen zeitversetzt mähen, heimische Pflanzen im Garten haben, keine Chemie im Garten anwenden, alte Obstbäume erhalten oder in einem Verein oder Verband tätig werden, der sich für die Natur engagiert. Da ist sicherlich für jeden etwas dabei.
Die Tour wird am Freitag 13. Oktober 2023 ebenfalls um 16 Uhr nochmal angeboten. Anmeldungen sind direkt bei Melanie Mässelhäuser oder über die Homepage www.Schwarzwald-Guides.de möglich.