Wussten Sie schon, dass der Schwarzwald auf den Resten eines über 5.000 Meter hohen Gebirges steht und dass diese Reste heute noch zu sehen sind? Wussten Sie schon, dass dank einer Rebe aus Amerika und dem Erfindergeist unserer Winzer der Weinbau in der Region überhaupt überleben konnte? Und wussten Sie schon, dass unsere heimischen Nadelbäume wahre Wellness-Wunder sind? Nein? ... dann begleiten sie uns in die unbekannte Welt des nördlichen- und mittleren Schwarzwalds.
Los ging es am Steinbruch der Firma Wilhelm Bohnert im Gottschlägtal. Werksleiter Jan Steibelt nahm die Gruppe in Empfang und erzählte von der Geschichte des Steinbruchs, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Das Gestein, welches ab den 1920er-Jahren großes Interesse und den Geschäftssinn des Firmengründers Wilhelm Bohnert weckte, ist der sogenannte Grünberg-Quarzporphyr, ein besonders hartes Gestein, welches bis heute die höchsten Anforderungen für Bahnschotter erfüllt. Bei einer Führung über das Werksgelände, erführen die Teilnehmer mehr über die Abbaumethoden und die Vorteile, regional produzierter Mineralischer Schüttgüter. So fällt der Flächenverbrauch im Tagebau aufgrund der hohen Abbauhöhe relativ gering aus und die Transportwege können dank der betriebseigenen Bahnverladestation sehr effizient betrieben werden. Ergänzend zu den Ausführungen Steibelts, erklärte Dr. Megerle den Teilnehmern die geologischen Hintergründe. „Sie stehen hier auf einem ehemaligen Vulkan“, so Megerle „die Lava ist allerdings schon seit fast 300 Millionen Jahren erkaltet“.
Dann folgte für die Hobby-Geologen aus der Gruppe der Moment auf den sie gewartet hatten. An einem sogenannten „Klopfplatz“, hieß es „Hammer frei“, worauf die Suche nach den besten und seltensten Mineralien begann. Objekt der Begierde waren dabei vor allem Turmaline, Manganerze und Dentriten. Die Funde konnten dank der Expertise Dr. Megerles gleich vor Ort bestimmt werden. Die schönsten Stücke durften selbstverständlich mitgenommen werden, was dazu führte, dass der ein oder andere einen schwer gefüllten Rucksack zurück zum Parkplatz zu schleppen hatte.
Hier wurde die Gruppe dann auch schon von Matthias Rohrer in Empfang genommen. Rohrer stelle sich als einer der Mühlenbauer der Ottenhöfener Trachten- und Volkstanzgruppe vor und lud dazu ein, ihn zur Mühle am Hagstein, die im Volksmund auch „Koppmühle“ genannt wird, zu begleiten. Eine kurze Autofahrt und einen nicht weniger kurzen Fußmarsch später, standen die Teilnehmer am Ufer der Acher. „Ottenhöfen wird nicht ohne Grund Mühlendorf genannt“ meinte Rohrer, denn „hier galt es früher als Zeichen des Wohlstands, sich eine eigene Mühle leisten zu können“. Leider sind viele dieser schönen Mühlen im Laufe der Zeit verfallen. Die Trachten- und Volkstanzgruppe Ottenhöfen hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, dieses typische Kulturgut der Region wieder herzurichten, zu erhalten und für interessierte Menschen erlebbar zu machen. So wurde die Kopp-Mühle Anfang der 80er-Jahre in ehrenamtlicher Arbeit komplett wieder aufgebaut. Im Jahr 2013 gelang Rohrer und seinem Team dann sein „Gesellenstück“, indem er ein neues Wasserrad für die Kopp-Mühle baute. „Niemand konnte uns so richtig sagen wie sowas geht“ so Rohrer schmunzelnd „aber was am Schluss dabei herausgekommen ist, kann sich glaub sehen lassen“. Selbstverständlich nahm die Gruppe das Wasserrad genau in Augenschein und befand es einstimmig für sehr gelungen. Zur Belohnung durften die Teilnehmer dann auch einen Blick in die Mühle werfen, wo Rohrer die genaue Funktionsweise des Mahlwerks erklärte und alle Fragen dazu beantwortete. Nur ein Raum im oberen Stockwerk der Mühle schien offensichtlich für die Besucher verschlossen zu bleiben und viele fragten sich, was sich hinter dieser Türe wohl verbirgt.
Es dauerte nicht lange und die Türe öffnete sich. Melanie Steinlein erschien und bat darum einzutreten. Ein Tisch voller Leckereien erwartete die Besucher. Von Steinlein am frühen Morgen des Tages selbst gebackene Blätter- und Hefeteigleckereien schafften eine gute Grundlage für eine Auswahl exklusiver Weine aus der Region. Da Steinlein nicht nur Schwarzwalds-Guide, sondern auch noch Wein-Guide ist, wusste sie natürlich einiges zu den feinen Schlückchen in den Gläsern zu erzählen. „Und, habe ich ihnen zu viel versprochen?“ fragte Steinlein gegen Ende des Tages in die Runde. Die zufriedenen Gesichter um sie herum sagten mehr als tausend Worte, dennoch erklang hier und da ein unüberhörbares: „Das ist sicher nicht das letzte Mal, dass ihr uns in Ottenhöfen seht!“. Und wenn man den Plänen glauben mag, die auf dem Rückweg zu den Autos von einzelnen bereits geschmiedet wurden, mag das wohl auch nicht lange auf sich warten lassen.